Ein menschliches Alien?

ursprünglich veröffentlicht am 01.12.2018

Ich habe versucht, meine Protagonistin als seltsames und undurchschaubares Wesen zu beschreiben. Trotzdem scheint es/sie wie ein menschliches Alien.

Gesetzt den Fall, dass  Professor Dr. Harald Lesch recht hat, ist der/die “Außerirdische” auch nur ein Mensch” (Zitat, aber mir fehlt im Moment die Quelle, ich reiche es nach). Ich habe gestern nacht den Vortrag von Robert Fleischer (exopolitik.org) in Klausen auf YouTube gesehen. (Ich würde gerne dieses Video hier einbetten oder zumindest verlinken, weiß aber nicht, ob ich es darf, ich werde aber nachfragen). Ich fand den Vortrag gut, ohne Frage; das was mich störte, war das Interview mit dem Professor.

Dr. Lesch ist ohne Zweifel ein hervorragender Astrophysiker. Hat aber auch eine erstaunliche hohe Fernsehpräsenz und damit auch eine ungeheure Wirkmacht.

(Einer der wenigen sehenswerten Fernsehperlen, die man m. E. unbedingt sehen muss, bevor man das Zeitliche segnet, ist die Diskussion zwischen Rangar Yogeshwar und damals noch Dr. Lesch, wo UFOs thematisiert worden sind. Köstlich anzusehen,  zwar lange her,ist aber auch auf YouTube zu finden).

Robert Fleischer hat recht, wenn er sagt, dass  Prof. Dr. Lesch ein doch eher anthropozentrisches Weltbild pflegt. Zu sehen ist dies unter anderem auch in einem Video aus der Serie “Leschs Kosmos”, wo die Mondlandung diskutiert wird. Obwohl immer noch ein Diskurs stattfindet, ob die Amis auf dem Mond waren, hat Prof. Dr. Lesch sich m.E. weit aus dem Fenster gelehnt, als er in der Sendung sagte, es bestünde kein Zweifel, dass die Amerikaner dort gelandet waren, er selbst hätte mit einem Astronauten gesprochen, und es wäre so.

Das ist… ja, wie bezeichnet man das… eine ambitionierte Meinung. So etwas wie “Ex Cathedra”. Mit anderen Worten, Prof. Dr. Lesch hat mit einem Astronauten gesprochen, der hätte ihm gesagt, dass die Amerikaner auf dem Mond gelandet waren, er, Prof. Dr. Lesch war überzeugt, er, Prof. Dr. Lesch, sagt dann im Fernsehen, sie waren oben und damit ist die Sache erledigt. Noch weiter zusammengeschrumpft (zumindest kam es so rüber) Er, Prof. Dr. Lesch, sagt, dass sie oben waren und damit Basta.

In meinen Augen ist das aber nicht nur ein anthropozentrischen Weltbild, sondern, ich will das mal etwas überspitzt ausdrücken, ein leschzentriertes Weltbild, d.h. wenn Dr. Lesch sagt, dass die Amerikaner auf dem Mond waren, dann waren die Amerikaner auf dem Mond. Ich kann mich täuschen,  aber vielleicht lohnt sich die Suche nach der Sendung auf dem gängigen Videoportal, um sich selbst zu überzeugen.

Was sind das für Wesen?

Aber nun gut. Geht man von der These aus, dass der Außerirdische wirklich eher humanoid ist, stellen sich ja weitere Fragen. Sind “sie” grau, klein, stinkend, furchterregend? Oder noch menschenähnlicher, quasi nicht zu unterscheiden von uns? Fressen sie kleine Kinder? Verstümmeln sie Vieh? Tauchen sie nachts in unseren Schlafzimmern auf? Die Frage ist m.E. legitim, denn mittlerweile sind die Greys, so heißen sie wohl, fest im kollektiven Bewußtsein verankert.

Vorbereitung? Fehlanzeige!

Wir als Menschen sind nicht vorbereitet auf einen Kontakt mit einer Zivilisation von “außerhalb”. Dies wurde in dem angesprochenen Vortrag von Robert Fleischer deutlich thematisiert.

Wir sind in keiner Weise gerüstet. Das ist bestürzend, weil laut Murphy geht genau das schief, was schiefgehen kann. Will sagen, offensichtlich haben wir keine Ahnung, was wir tun sollen, sollte ein Raumschiff wirklich mal in aller Öffentlichkeit irgendwo landen. (Die Thematisierung des Erstkontaktes aus der Sicht von Hollywood lassen wir jetzt mal ausser Acht!). Wir gehen ja davon aus, dass diese Zivilisation uns in jeder Hinsicht weit voraus ist, und dass die Menschheit dann überfordert ist. Mag sein. Da der Mensch aber äußerst anpassungsfähig ist, sehe ich das persönlich nicht so dramatisch. (Amüsant ist die These von Stephen King, die er in seinem Buch Tommyknockers aufstellt: Die Außerirdischen werden dort als eine Horde von unfähigen Rabauken dargestellt (just my Point of View), die pöbelnd durch das All rasen und auf der Erde abgestürzt sind, weil sie sich gerade geprügelt haben. (Das ist auf das Allerwesentlichste zusammengedampft). Was passiert, wenn eine Horde intergalaktischer Hooligans auf diesem Planeten landet? Das Problem der Überforderung stellt sich auch in diesem Falle.

Gestrandet und verfolgt

Ich habe in meiner Geschichte versucht, die Situation eines gestrandeten, verfolgten Aliens darzustellen. Verfolgt, klar, von einer anderen ausserirdischen Spezies, aber beherbergt von einem Menschen. Wie geht der Mensch mit einer solchen Situation um? Um das Ganze etwas komplizierter zu machen, habe ich mir überlegt, dass ein violett glänzendes Etwas mit sieben Armen und neun Augen nicht in unsere Gesellschaft passt und dass es schwer werden würde, dieses Etwas zu beherbergen.

Die guten alten Archetypen…

Ich habe mich entschieden, ein weibliches menschenähnliches Alien (mit dreieckiger Gesichtsform (Archetyp) und pechschwarzen Augen (Archetyp) “zu erschaffen”, das verletzt gefunden wird und dann bei meinem Protagonisten Obdach findet. Das Problem der Kommunikation habe ich aus meiner Sicht beschrieben, auch das Problem der Nahrungsaufnahme habe ich thematisiert (das wird in einer der folgenden Kapitel noch weiter erläutert), aber ich habe mich beim Entwurf der Geschichte gefragt, ob mein Protagonist mit der Tatsache klarkommt, dass das Alien größtenteils nackt rumläuft. Kann es da eine wie auch immer geartete Anziehung zwischen den beiden geben? Ebenfalls war für mich wichtig zu fragen, ob ein Wesen, welches von ziemlich weit her kommt (und nicht zurück kann), so etwas wie Heimweh empfinden kann. Hat ein außerirdisches Wesen Sehnsucht nach Nähe und Wärme und Geborgenheit? In meiner Geschichte hat es das. In erster Linie aus der Tatsache heraus, dass es alleine ist und nicht “nach Hause” zurück kann. (Auch die Nacktheit wird später noch weiter erläutert.)

Als Schauplatz der Story habe ich Köln gewählt. Es ist eine bunte, offene Stadt mit einer, so wie ich es sehe, freien, zum Teil auch pragmatischen Geisteshaltung. Dort, habe ich mir gedacht, ist es durchaus möglich, mit einem Alien ein Bier trinken zu gehen. Ich fand den Gedanken amüsant und werde dazu auch noch etwas in meiner Story schreiben.

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